Hat Social Media seinen Zenit überschritten?
Mit Freunden treffen? Kurz mal Status posten. Wochenendtrip? Schnell ein Selfie schießen. Party-Ideen oder Outfit gesucht? Pinboards durchforschen. Social Media sind rund um die Uhr da als Sprachrohr, Kommunikationshilfe, Marketingabteilung oder Bollwerk gegen die Einsamkeit. Doch wo es vor kurzem noch so aussah, als verzichteten nur Dinosaurier und Technologiegegner auf Facebook, Twitter, Instragram, Snapchat, YouTube und all die anderen Social-Media-Outlets, ändern sich die Trends.
Je mehr Anbieter auf dem Markt sind, desto stärker werden die User umworben. Mehr als 250 Kanäle aller Art mit internationaler Bedeutung waren allein 2017 verzeichnet. Doch die schöne neue Medienwelt hat längst Risse in der Fassade. Vor allem Wegbereiter Facebook hat das zu spüren bekommen. Mark Zuckerbergs Plattform, deren Userdaten von Cambridge Analytica abgegriffen und zu eigenen Zwecken missbraucht wurden, erlebte dabei den größten Vertrauensverlust. 87 Millionen Nutzer waren dabei betroffen, und vor allem im Vorfeld der US-Wahlen sollen gezielt Posts und Anzeigen gezeigt worden sein, die bestimmte Wählergruppen beeinflussen sollten.
Auf dem Aktienmarkt hat sich Facebook zwar erholt, aber insgesamt verliert der Riese. Vor allem Jugendliche vernetzen sich lieber über andere Kanäle wie Snapchat. Allein in den USA sollen 2018 rund zwei Millionen User zwischen zwölf und 17 Jahren von Facebook abwandern. Snapchat soll hingegen in der gleichen Altersgruppe rund 1,9 Millionen User hinzugewinnen. In Deutschland sind etwa 30 Millionen Menschen auf Facebook aktiv – eine Million weniger als im Vorjahr.
Aufwärts geht es allerdings für Business-Communities. Xing kommt inzwischen auf zwölf Millionen Nutzer und LinkedIn auf elf Millionen. 2017 lagen beide noch bei neun Millionen.
Nicht nur zahlenmäßig wandeln sich die sozialen Medien. Leicht verdauliche Multimedia-Unterhaltung ist gefragt, und kurze Videos auf YouTube oder Vimeo nehmen ständig an Beliebtheit zu. Die zeitlich stark begrenzte Verfügbarkeit von Inhalten auf Snapchat oder Instagram-Stories findet ebenfalls immer mehr Anklang – der Gedanke, dass einen ein geposteter Fehler nicht ständig verfolgen wird, trägt dazu bei.
Trotz seiner Beliebtheit in gewissen Kreisen schwächelt Twitter, der zuletzt die Anzahl der Zeichen pro Tweet von 140 auf 280 erhöht hat. Dabei ist, wie auch bei Facebook und Co., die etwaige Zensur von Beiträgen, beziehungsweise der Mangel an Überwachung gerade im Zusammenhang mit Bots immer wieder ein Kritikpunkt.
Trotz der Fülle an Anbietern sieht die als dApp auf der Ethereum-Blockchain basierende neue Plattform Peepeth darin ihre Chance. Peepeth sieht sich als Alternative zu Twitter, mit freier Meinungsäußerungen, die unbeeinflusst von Regierungen ins Netz gestellt werden sollen. Spurlos bleiben die Beiträge auch hier nicht. Was auf Peepeth veröffentlicht wird, ist in der Blockchain geschrieben und auf ewig gespeichert.
Wie sich Social Media weiter entwickeln, hängt allerdings von den Nutzern ab. Schon jetzt versuchen immer mehr Menschen zumindest kurzfristig den „digitalen Detox“ durch Verzicht auf die digitale Welt. Jeder dritte Deutsche kann sich allerdings das Leben ohne Social Media und Social Messaging wie auf WhatsApp nicht vorstellen. Der Rest hingegen ist durchaus bereit, sich wiedr mehr der wirklichen Welt und echten Kontakten zuzuwenden.